Es war einmal ein wunderschönes Mädchen namens HINA. Es lebte an einem spiegelklaren Teich, in dem es zu baden pflegte. In diesem Tümpel lebte ein Aal, mit dem es seine Bewandtnis hatte. Eines Tages ertappte ihr Vater Hina dabei, wie sie sich am Rand des Teiches mit einem göttlich aussehenden jungen Mann liebte. Das war eine schlimme Sünde; denn in Tonga sollen alle Mädchen Jungfrauen sein wenn sie heiraten, unbefleckt von allen Sünden. Der Vater war deshalb sehr erbost und griff in seinem Zorn nach dem jungen Mann. Aber man stelle sich sein Erstaunen vor als der Jüngling sich in einen Aal verwandelte und in das Wasser schlüpfte!
Sofort wurde ein Bote losgeschickt, der alle Leute zusammenrufen mußte, damit sie halfen alles Wasser aus dem Teich zu schöpfen. Das war flugs getan. Der Teich war trocken, und man nahm den Aal heraus und tötete ihn. Aber bevor er starb rief er aus:
"Kommt und werft in aller Schnelle
Holz und Stein aus dieser Quelle!
Und so findet ihr dann gleich
einen Aal im trocknen Teich.
Nun mit einem scharfen Beile
schneidet ihn in viele Teile.
Esset alle - Mann und Weib -
seinen armen toten Leib.
Nur den Kopf, nun habet acht,
den vergrabt ihr in der Nacht.
Etwas Erde und auch Gras
legt auf seine spitze Nas.
Nach drei Nächten oder vier
wächst ein Palmbaum dann aus mir.
Bald wird unter Fächerzweigen
eine Kokosnuss sich zeigen.
Haltet sie ins rechte Licht
und so seht ihr mein Gesicht.
Meine Milch gemischt mit Blüten
wird viel Wohlgeruch euch bieten.
Hina, heißgeliebt und teuer!
Sollst mich rösten über'm Feuer.
Trinke mich und schlürfe mich;
denn ich lieb dich ewiglich.
Wenn mein Saft mich so verließ
kehr ich heim ins Paradies!"
Wie gesagt, so getan. Und aus dem Kopf des Aals wuchs die erste Kokosnusspalme. Wenn ihr die äußere Schale einer Kokosnuss ablöst und die Kokosnuss-Fasern entfernt, dann werdet ihr deutlich die Augen und den Mund des Aals erkennen. So opferte sich der Aal aus tiefer Liebe für Hina, damit sein Geschenk seiner Geliebten und der Welt für immer nützlich sein werde. Da er aber gestorben ist, lebt er heute nicht mehr.
Hina, nach langer Trauerzeit, traf einen tonganischen Prinz namens SINILAU, der sie heiratete. Aber das ist eine andere Geschichte.
PS.: Dieses Märchen, im Original Tonganisch und Englisch, erzählte mir TUPOU POSESI FANUA am Strand der Insel LIFUKA in Tonga. Die Farben auf der Zeichnung stammen von meiner Enkeltochter Jayde.
Manfred
No comments:
Post a Comment